Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Dass man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.
Theodor Storm
Der November ist der 11. Monat im Gregorianischen Kalender.
Alte Deutsche Namen für den November sind Windmond, Herbstmond, Nebelmond und Nebelung. Bei unseren niederländischen Nachbarn hieß er auch "Schlachtemond". Er hat 30 Tage.
Der erste Tag des Monats - Allerheiligen - ist ein wichtiger Lostag, wovon eine ganze Reihe von Bauernregeln kunden.
Beispiele:
- Allerheiligen Sonnenschein, tritt der Nachsommer herein
- Allerheiligen klar und helle, sitzt der Winter auf der Schwelle
- Wenn's zu Allerheiligen schneit, lege Deinen Pelz bereit
- Schnee an Allerheiligentag, selten lange liegen mag
Im Kirchenjahr gilt der November als ein Monat der Besinnung und des Totengedenkens, erkennbar auch an den entsprechenden Feiertagen: Allerheiligen, Allerseelen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag, Totensonntag aber auch Sankt Martin und nicht zuletzt als Gegenpol der Karnevalsbeginn am 11.11.
Allerheiligen (all hallows day)
Die verstreut wohnenden Familienangehörigen kommen an Allerheiligen zusammen, um die Gräber ihrer Verstorbenen zu besuchen und miteinander bei Kaffee und Kuchen zu reden, wenn auch nicht so ausgelassen wie zu Kirmes. Ist die Kirmes das Fest der Lebenden, so ist Allerheiligen das Familienfest des Totengedenkens.
Am 3. November feiern die Jäger das Fest ihres Schutzpatrons St. Hubertus. Er wurde früher auch als Patron gegen die Tollwut angerufen. Im Museum Kevelaer findet man noch sogenannte "Hubertus-Schlüssel" , mit denen man erkrankte Tiere brannte.
Das Brauchtum der St.Martins-Feste hat sich in den letzten 150 Jahren stark gewandelt. Früher feierten die Kinder zu Hause, futterten Buchweizen-Pfannkuchen und Püfferkes (in Öl gebackene Küchlein) und tranken Selfmelk (Salbeimilch) dazu. Viele gingen auch die Haustüren ab, sangen Heischelieder und bekamen Äpfel, Nüsse und Plätzchen geschenkt. Dabei trugen sie Fackeln, di aus ausgehöhlten Rüben bestanden in die Fratzen geschnitten waren. Da diese Heischgänge ausarteten, organisierten Lehrer Martinsumzüge, wie wir sie heute noch kennen mit anschließender Verteilung von gefüllten Tüten. Dieser Brauch verbreitete sich um 1900 von Düsseldorf ausgehend schnell über den ganzen Niederrhein. Aber schon 1867 hat es in Dülken und 1884 in Kempen improvisierte Martinszüge gegeben. Stellenweise waren und sind noch Martinsfeuer gebräuchlich.
Für unsere bäuerlichen Vorfahren begann am Martinstag ein neues Wirtschaftsjahr. Knechte und Mägde wechselten den Dienstherrn. Am Niederrhein und im Münsterland mußte der Pachtzins gezahlt werden. Das war für viele kleine Bauern eine harte Belastung, bittere Sprüche zeugen davon: "Martinstag - harter Tag" -
Der 1. Advent liegt in vier von sieben Fällen im November. - B. N. -
Solchen Monat muss man loben
Keiner kann wie dieser toben - keiner so verdrießlich sein
und so ohne Sonnenschein! Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen! und wie naß er alles macht
Ja, es ist ne wahre Pracht!
Seht das schöne Schlackerwetter! und die armen welken Blätter
wie sie tanzen in dem Wind, und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt. und sie durcheinander wirbelt
und sie hetzt ohn' Unterlass: Ja das ist Novemberspaß!
und die Scheiben, wie sie rinnen! und die Wolken wie sie spinnen
ihren feuchten Himmelsthau, Ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen: Wie sie pochen wie sie klopfen!
Schimmernd hängt's an jedem Zweig. Einer dicken Träne gleich.
O, wie ist der Mann zu loben, Der solch unvernünft'ges Toben
schon im Voraus hat bedacht und die Häuser hohl gemacht!
So, daß wir im Trocknen hausen und mit stillvergnügtem Grausen
und in wohlgeborn'ner Ruh solchen Greuel schauen zu!
Autor: root -- 04.11.2022; 11:33:20 Uhr
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